Zum Team werden! 1/2
Mantrailing Blog & News

Zum Team werden! 1/2

Wie wir unseren Hunden helfen können.

Meistens haben die Menschen eine sehr konkrete Vorstellung davon, was ein Hund beim Mantrailing tun sollte und wie das Ganze auszusehen hat. Dabei können wir unseren Hunden diese Art der Nasenarbeit nicht einmal richtig erklären. Oft wissen wir nicht ansatzweise, wie sie die Lösung der gestellten Aufgaben überhaupt bewältigen. An manchen Stellen hat sogar die Wissenschaft noch keine konkreten Antworten. Sollten wir da nicht den Profis, unseren Hunden, die Führung überlassen und ihnen nicht im Weg stehen oder sie gar bremsen, wenn sie eine Richtung einschlagen? Auch wenn diese Richtung uns Menschen unsinnig erscheint.

Tatsächlich müssen wir beim Trailen unseren Hunden uneingeschränkt vertrauen auch wenn wir einen Weg verlassen oder durchs Unterholz kriechen müssen. Wie oft habe ich es schon erlebt, dass ein Hund auf der richtigen Spur gebremst wurde, nur weil der Mensch gemeint hat, dieser Weg könne nicht richtig sein. Wenn sich der Mensch aber auf diese Weise zu oft in die Arbeit des Hundes einmischt, sagt sich der Hund irgendwann zurecht: Gut, wenn Du es immer besser weißt, dann zeige mir wo es lang geht, ich folge Dir. Nicht selten stellt der Hund tatsächlich seine Suche ein und orientiert sich fortan am Menschen, der mit dieser Aufgabe schlicht überfordert ist.

Wie werde ich zum Teamplayer für meinen Hund?

Spätestens mit dem öffnen des Kofferraums und anlegen des Trailgeschirrs weiß der Hund was er gleich tun soll bzw. darf. Viele Hunde geraten daraufhin in eine hohe Erwartungshaltung die Stress erzeugt. Lange Wartezeiten sind nicht angenehm für den Hund und Gift für die Konzentration. Der erste Schritt besteht also darin, den Kofferraum erst zu öffnen, wenn es auch wirklich los geht. Nicht zuletzt auch deswegen, weil der Hund sich im Kofferraum erholen soll und ihn die ganzen Aussenreize nicht zur Ruhe kommen lassen könnten. Wenn Ihr einen Hund habt, der auch bei offenem Kofferraum genüsslich ein Nickerchen macht, ist das natürlich auch OK

Dann erwarten wir das der Hund an den Start geht und Konzentriert arbeitet. Das kann nur funktionieren wenn auch wir entspannt und gelassen sind (das hatten wir im letzten Artikel). Unser Hund möchte in diesem Moment etwas für uns tun, er möchte uns gefallen und zeigen wie toll er suchen kann. Er ist aufgeregt und zieht uns zum Start. Stellt Euch ein Kind vor, das seine Eltern an der Hand irgendwo hin zieht, weil es ihnen was ganz tolles zeigen will. Gerade jetzt und weil wir von der Gruppe beobachtet werden, fällt uns ein, das Hunde ja nicht an der Leine ziehen oder nicht bellen sollen. Also machen wir aus dem Weg vom Auto zum Start eine Gehorsamsübung. Stehenbleiben, laufen, stehenbleiben, laufen, stehenbleiben, sitz, warten. Da denkt sich der eine oder andere Hund schon mal: dann eben nicht. Die Motivation leidet auf alle Fälle darunter.

Versteht mich nicht falsch, es kommt ganz auf den Hund an. Ein gelassener Hund der locker zum Start trabt, sollte dort auch ein Sitz zeigen, bevor es los geht. Einem aufgeregten Hund muss man nicht hinterher rennen, sondern man geht zügig aber eben mit gespannter Leine. Bellen wird einfach ignoriert. Je nach Erregungslevel, solltet Ihr immer versuchen etwas Ruhe in die Situation zu bringen, damit der Hund nicht unnötig gestresst wir. Dazu gehört auch, das mann versucht einen klassischen Start, mit Sitzen und Anriechen, zu integrieren. Aber Gehorsamsübungen und Zwangspausen erhöhen meist den Druck und so auch das Stresslevel und sind daher nicht sinnvoll, sondern stören die Konzentration.

Ein fliegender Start, bei dem der Hund an bereits gespannter Leine und ohne Sitz und Angabe des Geruchsstoffes, einfach über diesen hinweg läuft, ist ebenso richtig, wie ein Sitz vor dem Start. Wie lange und wie genau ein Hund den Geruchsstoff inspiziert ist ohnehin Sache des Hundes. Natürlich gibt es eine Ausnahme und zwar dann, wenn Gefahr für Hund oder Mensch besteht. Hier muss der Hund sich zurück nehmen auch wenn es um die geliebte Suche geht.

Aus meiner Praxis

Wer uns kennt, weiß das ich mit unserem kleinen Sky, eine extra Portion Energie an der Leine habe. Er kann es kaum erwarten und meine größte Aufgabe ist es, selber ruhig zu bleiben. Denn seine ganze Hibbelei ist sehr ansteckend. Jeder Versuch diese Energie zu blockieren endete in Frust auf beiden Seiten. Auf meiner Seite, weil ich mich als Versager gefühlt habe, denn Sky wollte sich in diesen Momenten einfach nicht unterordnen. Ganz egal ob ich es mit Gehorsam, Futter, Bremsen, Warten oder sonst etwas probiert habe. Auf Skys Seite, weil sein Stress ins unermessliche gestiegen ist und er nur noch Übersprungshandlungen oder Aggression zeigen konnte. Das wesentliche, die Suche, haben wir beide aus den Augen verloren. Nach vielen Gesprächen mit andern Trailern und Trainern, habe ich die Scham abgeworfen und mein Vorgehen geändert. Wir funktionieren nur als Team und wenn Sky nicht anders kann, gehe ich ihm entgegen.

Mein Start besteht nun darin den Kofferraum erst zu öffnen, wenn es auch wirklich los geht. In aller Ruhe das Geschirr anzulegen und die Leine einzuhaken. Dann zügig zum Start zu gehen, der nahe am Auto seien sollte und Sky an gespannter Leine zur Probe zu führen. Das Kommando RIECH gebe ich wenn er an der Tüte ist, meist stoppt er dann kurz zum Schnüffeln. Der Start erfolgt aber fliegend ohne das ich Sky noch einmal abbremse.

Seither startet Sky viel ruhiger, für seine Verhältnisse. Riecht viel intensiver an der Probe, weil er sich von Anfang an aufs Suchen konzentrieren kann und ist hoch konzentriert auf dem Trail unterwegs. Auch ich kann mich jetzt auf den Trail konzentrieren und bin jedes mal begeistert mit welcher Präzision und Geschwindigkeit Sky suchen kann.

Immer mal wieder Probiere ich, mit verschiedenen Methoden, den Start umzugestalten und ein Sitz zu integrieren, bekomme aber von Sky auch immer wieder die gleiche Antwort. NEIN!

Weiter geht es nächste Woche.

Euer Uwe
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