Entscheidungsbasiertes Hundetraining
Ein kleines Vorwort
Dieser Post spiegelt meine ganz persönliche Meinung wieder. Auch wenn ich viele Methoden aus den verschiedensten Gründen nicht mag, möchte ich klarstellen das sie durchaus funktionieren. Auch gibt es sicherlich Sonderfälle in denen besondere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Ich möchte hier auch garnicht das richtig oder falsch verschiedener Methoden diskutieren, sondern vielmehr die Frage stellen, warum ich mit Methoden arbeiten sollte die mir nicht liegen, längst überholt sind oder meinen Hund verunsichern, statt auf Teamwork zu setzen.
Es gibt in der Hundeerziehung so viele Möglichkeiten wie Probleme und wer seinen Weg gefunden hat, sollte vielleicht garnicht weiterlesen. Wer aber noch auf der Suche ist, für den gibt es hier vielleicht etwas zu entdecken.
Meine Geschichte
Die Hunde die im Laufe der Jahre bei mir und mit mir gelebt haben, haben sicherlich fast jede Methode kennen gelernt, wie man einen Hund erziehen kann. Der eine mehr, der andere weniger. Vor 30 Jahren waren das eher strenge Vorgehensweisen bis hin zu körperlichen Strafen, die ich heute ablehne. In der letzten Zeit habe ich mich daher eher durch den Dschungel der positiven Verstärkung gearbeitet. Allerdings auch nur mit mäßigem Erfolg.
Auf dieser Reise habe ich bis jetzt nie das gefunden, was mich glücklich gemacht und trotzdem für den jeweiligen Hund funktioniert hat. Das lag mitunter daran das ich oft alt Hergebrachtes mit Neuem vermischt habe. Auf alle Fälle lag es aber daran, das viele Ansätze einfach nicht auf Anhieb oder eben nicht für mich funktioniert haben. Zusätzlich hat man dem Hund je nach Methode dabei aus Versehen etwas beigebracht was garnicht beabsichtigt war und so war ich oft geneigt lieber eine weitere, der unendlich vielen anderen Tipps und Methoden zu probieren, die einem von Trainern, Bekannten oder den Medien angeboten werden.
Meine Erkenntnis
Rückblickend habe ich mich gefragt, warum ich immer weiter gesucht habe. Oder anders formuliert, warum bei mir eigentlich nichts so richtig funktioniert hat. Denn es gibt durchaus eine Form der Arbeit mit Hunden (und Menschen) die für mich hervorragend funktioniert und bei der ich zusätzlich eine tiefe Zufriedenheit spüre. Das Mantrailing, in dem ich aufgehe und jeden Tag aufs neue Eure Erfolge feiere und natürlich auch die meiner eigenen Hunde. Nun hat sich mir die Frage aufgedrängt, warum das im Alltagstraining mit meinen Hunden nicht so ist.
Meine Antwort darauf ist ziemlich offensichtlich aber manchmal sieht man ja bekanntlich den Wald vor lauter Bäumen nicht und genau so ging es mir in den letzten Jahren. Mantrailing ist etwas wofür ich brenne, von dem ich nicht genug bekommen kann und was mir einen Riesenspaß macht egal ob ich mit meinen Hunden arbeite oder mit Euch.
Bei meinem Alltagstraining sieht das anders aus. Denn die Themen die ich hier aufgreife, machen mir nicht nur keinen Spaß, sie belasten mich oft sogar. Natürlich meine ich mit Alltagstraining nicht, das der Hund Männchen machen soll. Sondern ich meine alle nervigen Themen wie Leinenführigkeit, Tumult Zuhause, Aggressionen oder Angst, Irrsinn, Ungehorsam und so weiter.
Je nach aktueller Trainingsmethode nervt mich aber nicht nur das Fehlverhalten meiner Hunde sondern auch die Art und Weise wie ich eine Verhaltensänderung laut Methode herbei führen soll. Das ruft bei mir immer wieder ein ungutes Bauchgefühl bis hin zu einer Verweigerungshaltung hervor. Natürlich bei den alten "unschönen" Methoden aber auch bei so mancher neuen "positiven" Methode.
Ich möchte hier mal ein paar grundsätzliche Punkte aufführen, bei denen ich mich nicht wohl fühle.
Die Glaubenssätze
Um wie auch immer geartete Maßnahmen zu rechtfertigen, grassieren die unterschiedlichsten Glaubenssätze bei Trainern und Hundehaltern, die bei jeder Gelegenheit zum Besten gegeben werden. Diese Sprüche existieren schon länger als ich denken kann. Sprüche wie "Das macht er mit Absicht, um Dich zu ärgern", "Der zeigt Dir die Mittelkralle", "Der Hund muss wissen wo sein Platz ist", "Da musst Du hart durchgreifen, das geht nicht anders", "Der weiß genau was er tun soll", "Der ist dominant" und weitere. Der Beste ist aber "Die Hunde (oder gar Wölfe) machen das untereinander auch so". Nun bin ich aber kein Hund und auch kein Wolf und ich möchte auch keiner werden. Jahrtausende der Evolution sollten mich doch dazu befähigen überlegter zu handeln, oder?
Habt ihr eigentlich einmal darüber nachgedacht was mit Euch passiert, wenn ihr diesen Glaubenssätzen folgt? Vielleicht stellt Ihr Euch einmal vor Ihr würdet erfahren, dass ein Euch nahe stehender Mensch bewusst und gezielt versucht die Arbeit mit Euch zu sabotieren. In letzter Konsequenz kann so etwas eine Beziehung komplett zerstören aber es verhindert auf alle Fälle eine fruchtbare Zusammenarbeit, denn Ihr müsst bei einem Fehler ja immer Absicht unterstellen und mit Druck dagegen halten.
Jeder Gedanke daran, wo die eigenen Fehler liegen oder das die Methode oder deren Anwendung vielleicht falsch sein könnte wird damit konsequent zunichte gemacht, denn der Hund handelt ja bewusst falsch. Außerdem kann es der Hund sowieso nicht verstehen, wenn man ihn nicht ordentlich zurecht weist. Selbstreflexion ist somit ausgeschlossen, stattdessen wird dazu geraten innerlich eine dominante Haltung gegenüber dem Hund einzunehmen, um eventuelle Querelen im Keim zu ersticken.
Und was ist wenn ihr den Hund missversteht oder er einfach nur überfordert ist?
Mit dieser negativen Haltung möchte ich weder arbeiten noch leben, das nimmt mir die Leichtigkeit und zerstört im schlimmsten Fall die Beziehung zu meinem Hund! Leider musste ich das schon erfahren.
Das Leckerlidesaster
Das "moderne" Hundetraining mit positiver Verstärkung wir leider all zu oft auf das locken mit Leckerli reduziert. Denn meistens funktioniert der Aufbau wie folgt. Sehr vereinfacht dargestellt wird dem Hund die Belohnung gezeigt und dann wird er damit z. B. ins Sitz gelockt, wo er das Schmeckie bekommt. Hat er das verstanden folgen Sichtzeichen und Kommando und es gibt das Leckerchen, nach der Ausführung des Befehls. Natürlich muss man darauf achten das der Hund nicht auf die Idee kommt erst etwas zu machen, wenn er die Belohnung kennt. Dann müsste ich immer mehr und bessere Belohnungen parat haben, damit mein Hund noch auf mich hört. Also aufgepasst!
Zu guter letzt muss das Ganze dann "nur" noch 2000-3000 Mal fehlerfrei und in allen möglichen Gegenden und unter allen möglichen Ablenkungen wiederholt werden und schon haben wir ein "Sitz" konditioniert. Das Leckerli sollte dann wieder abgebaut werden aber auch nicht ganz. Für den Hund funktioniert das grundsätzlich, für mich aber mal wieder nicht. Denn bei einem duzend Kommandos fühle ich mich schnell gefangen in endlosen stupiden Wiederholungen und bei den oben genannten Alltagsproblemen hilft es mir nur bedingt. Zudem kann man auf diese Weise konditioniertes Verhalten leider schnell wieder löschen oder durch Unachtsamkeit zerstören.
Außerdem lernt der Hund dabei lediglich auf einen Befehl zu hören, es fördert aber nicht seine Fähigkeit richtige Entscheidungen zu treffen. Für ein "Sitz" ist das vielleicht noch in Ordnung, für komplexe Verhaltensketten ist es mir aber zu mühsam.
Die Körpersprache
Per Körpersprache mit dem Hund zu kommunizieren finde ich einen der faszinierendsten Wege um mit Hunden zusammen zu arbeiten. Allerdings ist diese Methode vielerorts zur Ausrede verkommen, um auf den Hund Druck ausüben zu können. Denn meist geht es hierbei darum den Hund in irgend einer Form zu begrenzen oder im Handeln einzuschränken. Entweder damit er auf seinem Platz bleibt, eine Handlung unterbricht oder sich seinem Hundeführer unterwirft.
Manchmal wird sogar geraten dem Hund mit der Energie entgegen zu treten, die er in diesem Moment zeigt. Das kann schnell ziemlich heftig werden und eventuell ist der Hund in diesem Moment garnicht in der Lage etwas zu lernen, weile sein Erregungslevel viel zu hoch ist. Oder lernt Ihr besonders gut, wenn Euch gerade etwas furchtbar aufregt?
Etwas muss uns dabei bewusst sein. Unsere Hunde sind Profis in der Körpersprache, sowohl was die Ausdrucksform als auch was die Intensität und Dauer der Signale angeht, wir sind hingegen absolute Laien. Mir kommt das immer so vor als würde ich als Azubi und nach einem Wochenendkurs Japanisch in der Entwicklungsabteilung von Toyota den Ingenieure erklären wollen wie der Hase läuft. Das funktioniert weder inhaltlich noch kommunikativ.
Ich meine damit nicht das wir nicht üben sollten mit unserem Hund auf diese Weise zu kommunizieren, das sollten wir sogar unbedingt tun. Aber ich würde mit Übungen beginnen die keinen negativen Einfluss auf die Beziehung zu meinem Hund haben können. Achtet doch einmal darauf, wie viele Hunde beschwichtigen oder sogar Anzeichen von Unsicherheit und Angst zeigen, wenn mit ihnen "körpersprachlich" gearbeitet wird. Die Verunsicherung ist ihnen anzusehen.
Somit scheidet für mich auch diese destruktive Weise der körpersprachlichen Arbeit aus.
Wenn ich mit meinen Hunden körpersprachlich arbeite ist der größte Teil dieser Arbeit das Lesen und Verstehen ihrer Körpersprache und erst in zweiter Linie arbeite ich an meiner körpersprachliche Antwort darauf. Denn es geht in meinem Verständnis um einen Dialog zwischen Mensch und Hund und nicht um eine Befehlsstruktur. Das braucht viel Übung und Vertrauen.
Die "positive" Strafe
Hiermit ist nicht etwa etwas Positives gemeint, sondern das Hinzufügen von Strafe, ob nun verbal oder körperlich. Für mich ist dieses Vorgehen im Training heute nicht mehr tragbar. Womit ich nicht meine, dass wir den Hund nicht berühren oder einmal die Stimme entsprechend verändern dürfen. Wenn man auf die Körpersprache des Hundes achtet, sieht man sofort, wann man den Hund auf sich aufmerksam macht und was als Strafe von ihm verstanden wird.
Strafen kann zudem zur Handlungsunfähigkeit führen, denn Hunde lernen durch Versuch und Irrtum. Wird ein Hund zunehmend für gezeigtes Verhalten gestraft, wird er uns mit der Zeit immer weniger Alternativverhalten anbieten, vor allem wenn auch dieses immer als falsch abgestraft wird. Irgendwann gibt der Hund auf und läuft lustlos neben uns her, was uns dann als entspannt verkauft wird. Seine Persönlichkeit hat er aber an der Garderobe abgegeben.
Natürlich kann es einzelne Situationen im Alltag geben, in denen ein Eingreifen notwendig ist. Vor allem wenn es um die Sicherheit eines Menschen oder des Hundes geht. Aber trainieren würde ich auf diese Weise nicht. Vielmehr sagt mir die Notwendigkeit einer Intervention oder Strafe, dass ich weiteren Trainingsbedarf habe, damit ich nicht mehr intervenieren muss. Außerdem kann man einen Abbruch auch positiv aufbauen und oft reicht ein sicherer Rückruf, um Gefahrensituationen zu vermeiden.
Das größte Problem sehe ich aber in der Gefahr, dass der Hund im Moment der Strafe die falsche Verknüpfung herstellt. Dann habe ich nicht nur das unerwünschte Verhalten nicht beseitigt, sondern ggf. ein weiteres unerwünschtes Verhalten neu geschaffen. Zudem leidet die Beziehung zum Hund jedes Mal ein bisschen mehr. Wie auch in jeder "guten" Beziehung zwischen Menschen ist das erst einmal kein Problem. Aber selbst ein prall gefülltes Beziehungskonto ist irgendwann einmal leer und was, wenn das Beziehungskonto eben nicht so prall gefüllt war, wie man gedacht hat?
Natürlich ist das ein bisschen Schwarzmalerei, aber für mich gibt es hier viel mehr Risiken als Nutzen! Warum sollte ich also versuchen im Training auf diese Weise zu arbeiten, selbst wenn dabei nur ein Bruchteil dieser Probleme auftritt?
Wissen ist Macht
Ich denke, das Wichtigste ist es zu verstehen, auf welche Weise ein bestimmtes Training etwas bewirkt und wo die Risiken liegen. Ein guter Trainer kann Euch das sicherlich haarklein erklären. Außerdem würde ich heute nichts mehr tun, bei dem ich ein schlechtes Bauchgefühl habe. Es gibt für alles eine Alternative, die für das jeweilige Team passt.
Lasst Euch nicht einreden, dass Euer Hund eine mehr oder weniger harte Hand braucht und glaubt niemandem, der versucht Euch zu erklären, dass der Hund bewusst gegen Euch arbeitet. Ihr müsst Euch wohlfühlen im Kopf und im Bauch, und auch Euer Hund sollte beim Training keine Anzeichen von Überforderung, Unsicherheit oder gar Angst zeigen.
Lernt Euren Hund zu lesen, bevor Ihr versucht ihm etwas zu erklären. Dann könnt Ihr ein Training viel besser einordnen.
Was mache ich im Moment?
Folgender Glaubenssatz von Susan Garrett begleitet zur Zeit mein Training:
Hunde geben immer ihr Bestes,
mit der Ausbildung die sie von uns erhalten haben
und in den Situationen in die wir sie bringen.
Wenn wir aufmerksam zuhören, können wir aus ihren Reaktionen lernen, wie wir ihnen am besten helfen können gute Entscheidungen zu treffen. Wenn wir dabei auch auf unsere eigenen Gefühle achten, sowie auf die Gefühle unserer Hunde, werden wir schnell erfolgreich sein. So macht die Formulierung "positives" Hundetraining endlich für mich Sinn.
Was heißt das?
Hunde zeigen immer öfter das Verhalten, welches verstärkt wird. Damit ist auch das Verhalten gemeint, welches wir als negativ interpretieren. Es ist an uns zu erkennen, was ihr Verhalten verstärkt und die Kontrolle über diese Verstärker zu übernehmen, damit sie ein positives Verhalten lernen können, ohne ihre Persönlichkeit zu verlieren. Dafür brauchen wir Hunde, die mutig neue Verhaltensweisen anbieten, auch wenn sie mal falsch sind. Denn Hunde, die vor lauter Angst, etwas falsch zu machen, nichts anbieten, können wir auch nicht trainieren.
Letztlich geht es dabei um Shaping, also um das Belohnen von Entscheidungen. Trifft der Hund von alleine eine richtige Entscheidung, wird sie durch eine Belohnung verstärkt, ist eine Entscheidung falsch, passiert nichts. Belohnen heißt in diesem Fall aber nicht immer, dass es nur um Leckerchen geht. Auch ein Spiel, ein Kommando in einer Verhaltenskette oder eine Erlaubnis, etwas zu tun, können eine wirkungsvolle Belohnung sein. So kann ich zum Beispiel einen wartenden Hund an der Gartentür damit belohnen, dass er raus darf. Einfach, oder?
Der größte Unterschied für mich ist dabei aber, dass es jetzt nicht nur um einen bestimmten Trick geht, der geübt oder um ein Fehlverhalten, das korrigiert werden soll. Sondern darum, dass entscheidungsbasiertes Hundetraining zur Grundlage des gesamten Zusammenlebens mit meinem Hund zu machen. Durch die Summe der guten Entscheidungen entwickelt sich eine Kultur guter Entscheidungen bei meinem Hund und einzelne neue Entscheidungen fallen ihm zunehmend leichter.
Dazu überlege ich einfach, wie ich meine Umwelt so beeinflussen kann, dass es für meinen Hund möglich wird, eine gute Entscheidung zu treffen. Dieses Verhalten wird dann von mir verstärkt. Und ja, eine gute Entscheidung kann durchaus sein, nicht auf einen anderen Hund zu reagieren, nicht an der Leine zu ziehen oder auf seiner Decke zu bleiben. Nur liegt das meist nicht im Fokus des Trainings.
Natürlich geht es auch hier darum, klein anzufangen und dann verschiedene Steigerungen einzubauen. Aber es fühlt sich für mich eben an wie ein Spiel und nicht wie nerviges Alltagstraining mit tausenden von Wiederholungen. Wir versuchen einfach jeden Tag ein bisschen besser zu werden als am Vortag und nehmen die Herausforderungen im Alltag, wie sie kommen.
Meine Aufgabe ist es dabei, das Umfeld so zu wählen oder zu gestalten, dass ein entscheidungsbasiertes Training möglich wird. Soll heißen, es muss für den Hund einfach sein, die richtige Entscheidung zu treffen. Regulieren kann ich den Schwierigkeitsgrad über die Stärke der Ablenkungen, den Abstand zu mir oder zur Ablenkung (zu den Auslösern) und die Dauer, über die eine Übung oder das Training absolviert werden muss.
Was mir wichtig ist,
Miteinander statt gegeneinander!
1. Es gibt keine Strafen, sondern nur Bestätigung. Der Hund entwickelt eine Kultur, richtige Entscheidungen sicher zu treffen. Er lernt immer neues Verhalten anzubieten, wenn er mit dem gezeigten nicht zum Erfolg kommt. Wir erklären dem Hund somit, wie er etwas tun soll und nicht, was er zu lassen hat.
2. Diese Arbeit erfordert von meiner Seite keine besonders ernste oder gar eine dominante Haltung gegenüber meinem Hund. Im schlimmsten Fall hat er eine Belohnung zu viel bekommen, das kann ich beim nächsten Mal besser machen. Weitere negative Folgen gibt es keine.
3. Die Beziehung zu meinem Hund verbessert sich durch die enge Zusammenarbeit stetig. Denn durch die häufige Bestätigung seiner guten Arbeit und die Rücksichtnahme auf seine Gefühle wächst das Vertrauen in mich und sein Selbstvertrauen.
4. Ich bekomme von meinem Hund durch seine Körpersprache jederzeit eine Rückmeldung, wie gut das Training läuft. Wenn mein Hund nicht in der Lage ist, eine richtige Entscheidung zu treffen, muss ich mir über Strafen kein Gedanken machen, sondern kann einfach den Trainingsaufbau und meine Interaktion entsprechend anpassen.
Warum machen das so wenige?
Zum einen wachsen wir in einer Kultur auf, in der es auch für uns viele Hierarchien gibt und sowohl in unserer Kindheit wie auch in unserem Berufsleben sind wir meist Befehlsempfänger, und das Feedback für unser Handeln erhalten wir in Form von Zuckerbrot und Peitsche. Freie Entscheidungen treffen zu können, ohne dabei an negative Konsequenzen denken zu müssen, ist nur den wenigsten von uns vergönnt. Somit sind wir von Grund auf davon überzeugt, dass Druck und Strafe adäquate Mittel sind, wenn es darum geht, Verhalten zu formen.
Außerdem übernehmen wir im entscheidungsbasierten Training die volle Verantwortung für das Ergebnis. Macht der Hund einen Fehler, liegt der Grund dafür bei uns. Ausreden, die unser Versagen auf das Verhalten des Hundes zurückwerfen, gibt es hier nicht. Außerdem erfordert diese Arbeit ein hohes Maß an Wissen, welches man sich am besten vorher aneignet und je nach Aufgabe auch eine umfangreiche Planung und Vorbereitung, damit das Training für den Hund erfolgreich verlaufen kann. Das ist natürlich auch nicht jedermanns Sache.
Zu guter Letzt gibt es die Methoden, die mit Druck und Strafe arbeiten, schon viel länger als entscheidungsbasiertes Training und sie sind dementsprechend in den Köpfen der Menschen verankert. Wandel fällt vielen von uns einfach schwer, und was vor 30 Jahren funktioniert hat, funktioniert eben auch heute noch. Entscheidungsbasiertes Training hingegen etabliert sich nur sehr langsam als Grundlage für das Zusammenleben mit unseren Hunden. Vielleicht wollt Ihr ja dennoch mit dabei sein?
Beim Training von anderen Tierarten hat das entscheidungsbasierte Training oder kurz Shaping übrigens schon viel früher Einzug gehalten als bei unseren Hunden. Das liegt zum Beispiel daran, dass man einen Elefanten im Zoo nur sehr schwer dazu zwingen kann, sich die Nägel hobeln zu lassen. Dort ist man auf die Kooperation des Tieres angewiesen, wie bei vielen anderen Gelegenheiten auch.
Ich bin zurzeit eher Schüler als Lehrer, wenn Euch das Thema aber interessiert, findet Ihr hier viele Informationen dazu: Podcast von Susan Garrett
Was hat das eigentlich mit Mantrailing zu tun?
Wenn Ihr einen Sport wie Mantrailing betreibt, in dem der Hund ein ganzes Stück vor Euch selbstständig Entscheidungen treffen muss, dann merkt man schnell, wie sich das Alltagstraining auf diese Entscheidungen auswirkt. Ist es der Hund gewohnt, Entscheidungen selbstständig zu treffen – gute Entscheidungen, dann macht er das auch auf dem Trail.
Er arbeitet fokussiert und ignoriert Ablenkungen, wie Fahrzeuge oder andere Hunde, und gibt dem Hundeführer sicher die richtige Richtung vor. Zudem reagiert er nur sehr bedingt, wenn es an der Leine ruckt oder der Hundeführer hinter ihm unabsichtlich komische Sachen macht.
Ist der Hund es aber gewohnt, dass der Mensch die Entscheidungen trifft und er von ihm lediglich die Befehle empfängt, dann reagiert er mitunter stark auf die Signale des Hundeführers oder auf das Rucken an der Leine. Gerade wenn Leinenrucke auch als Korrektur im Alltag verwendet werden.
Bei schwierigen Entscheidungen bleibt er stehen und versucht, den Menschen um Hilfe zu bitten oder gibt sogar auf, weil er sich nicht traut, eine der Möglichkeiten einfach auszuprobieren. Meist sind die Zeichen aber nicht so offensichtlich und es mangelt einfach ein wenig an Motivation oder Entschlusskraft. Das kann zugegebenermaßen aber natürlich auch noch andere Gründe haben.
Euer Uwe
Mantrailing Blog & News