Herausforderung trifft Fähigkeiten
Nein, Heute schreibe ich keinen Businessratgeber aber wie überall im Leben, gibt es den Flow auch beim Mantrailen. Ein Zustand in dem die Konzentration auf dem Höhepunkt ist, das Drumherum und die Zeit keine Rolle mehr spielt, wir ganz im Hier und Jetzt sind. Zu 100% bei unserem Hund und zusammen mit ihm auf dem Trail.
Ein wünschenswerter Zustand, den Ihr vielleicht von anderen Hobbys oder sogar von der Arbeit kenn. Gerade hat man begonnen und schon ist die Zeit verflogen. Im Flow erreichen wir etwas, was in unserer Zeit nur schwer zu erreichen ist. Wir leben im Augenblick, ohne vergangene Erfahrungen und ohne Zukunftsängste. Umso erstaunlicher ist es, das wir meist zufällig in einen Flow geraten und selten bewusst darauf hinarbeiten.
Wie erreichen wir den Flow?
Der wichtigste Schritt beginnt vor dem Trail, ist aber einer der schwersten. Denn es geht darum, die eigenen Erfahrungen und Erwartungen fallen zu lassen. Dabei sollt Ihr natürlich nicht vergessen wie man trailt aber schlechte Erfahrungen, die Ihr beim Trailen gesammelt habt, haben kurz vor oder auf dem Trail nichts in Eurem Kopf verloren. Seien es kritische Hundebegegnungen, Ängste Eurer Hunde oder Fehler die Euch beim Trailen schon mal passiert sind. Solche Gedanken blockieren nicht nur den Flow, sondern führen oft auch zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Das Gleiche gilt für Eure Erwartungen, Erfolgsdruck, Prüfungsangst und Gruppendynamik.
Bevor Ihr also einen Trail beginnt, zieht Euch einen Moment zurück, lasst alle diese Gedanken zu, haltet sie aber nicht fest, sondern lasst sie vorbei ziehen. Schließt die Augen, atmet langsam und tief und wartet bis sich Euer Kopf beruhigt hat. Dann geht Ihr in Gedanken alle Schritte durch, die bis zum Start erfolgen sollen. Vom Richten der Leine und der Belohnung über das Öffnen des Autos und das Zurechtmachen des Hundes, bis zum Führen des Hundes zum Startpunkt und der Durchführung Eures Startrituals. Noch ein letztes mal tief Durchatmen und los gehts.
Lasst Euch jetzt nicht mehr aus der Ruhe bringen, sondern folgt Eurem Ablauf. Dabei hilft es ungemein, wenn Ihr alle Vorgänge, die bis zum Start erfolgen, ritualisiert habt. Denn wenn wir einen Ablauf wieder und wieder praktizieren, geht er in unser Muskelgedächtnis über. Von diesem Zeitpunkt an, werden die Handlungen und die dazugehörige Reihenfolge fast automatisch von unserem Körper ausgeführt. Ein gutes Beispiel dafür ist Autofahren, hier denkt Ihr auch nicht mehr bewusst über Schalten, Kuppeln oder Bremsen nach.
Es lohnt sich, wenn Ihr nach einigen Versuchen heraus gefunden habt, welcher Ablauf für Euch am besten passt und Ihr dann genau die gleichen Dinge, in immer genau der selben Reihenfolge tut.
Der letzte wichtige Punkt, ist der Trail an sich. Dieser sollte weder langweilig sein, noch eine Überforderung für das Team darstellen. Daher die Überschrift „Herausforderung trifft Fähigkeiten“. Diese Aussage gilt für Hund und Halter gleichermaßen, denn auf einem langweiligen Trail ist der Hund unmotiviert und ist der Hund total überfordert schlägt das schnell auf den Menschen über. Aber auch der Mensch sollte seine Kopfortzone ein bisschen verlassen ohne Angst vor den Aufgaben des Trails zu bekommen. Dies würde wiederum der Hund spüren. Im schlimmsten Fall ist der Hund verunsichert und sucht Rückhalt bei seinem Menschen, der ihm nicht helfen kann, weil er selber mit den Gegebenheiten kämpft.
Ein kleines Beispiel!
Sky, unser kleiner Aussi, kommt nicht besonders gut mit lärmenden Motoren zurecht. Bei einem Trail in Weil, lag unser Startpunkt aber in der Nähe eines Tuningtreffens. Bereits als ich aus dem Auto stieg, hörte ich die heulenden Motoren und habe schon überlegt, direkt wieder Heim zu fahren. Meine Erfahrungen aus der Vergangenheit haben mich komplett blockiert. Zu allem Überfluss, war ich das erste Mal bei dieser Trailinggruppe und hatte am Telefon gesagt, das Sky ganz gut ist. Ich hatte mir also zusätzlich auch noch Druck gemacht.
Da uns die Trainerin nicht kannte aber durch meine Aussage der Meinung war, das wir was können, hat sie einen schweren langen Trail gelegt. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich das aber noch nicht und so nahm das Unheil seinen lauf. Schon als ich Sky aus dem Auto holte, war ich total nervös. Von Startritual und Leinenhandling keine Spur. Mein ohnehin schon hibbeliger Aussi hat das natürlich gleich gemerkt und sich erst einmal verlaufen. Genau das hatte ich befürchtet (Selbst erfüllende Prophezeiung) aber es kam noch schlimmer. Wieder auf der Spur, heulten die Motoren auf und da ich selber ein Nervenbündel war, konnte ich Sky, der sich ängstlich zu mir umsah, keinen Rückhalt geben. Er fiel in sich zusammen und wir mussten den Trail abbrechen.
Dieses eine Mal nicht schlimm und natürlich kommt es nicht immer so dick. Aber immer wieder über die Grenzen eines Teams hinaus zu gehen, kann beiden schnell den Spaß verderben.
Was habe ich für unser Training daraus gelernt?
Wir kommunizieren offen über alle Sorgen und Ängste von Hund und Halter.
Wir bleiben immer nur ganz leicht oberhalb der Komfortzone des Teams, dort wird am besten gelernt und die Motivation bleibt erhalten.
Wir gehen immer nur eine Baustelle zur gleichen Zeit an und steigern die Herausforderung sehr langsam. Meist kommt sowieso noch etwas Unvorhergesehenes dazu, zusammen mit einer kleinen Herausforderung bleibt es aber für das Team eine gut lösbare Aufgabe.
Was hätte das für Sky bedeutet?
Zu aller Erst hätte ich meinen Stolz zur Seite legen und offen über Skys Ängste und meine Befürchtungen reden sollen. Dann wäre die Aufgabenstellung für Sky, voraussichtlich ein sehr einfacher, kurzer Trail gewesen. Diesen hätte ich ihm auch unter diesen Bedingungen zugetraut. So wäre der Erfolgsdruck verschwunden und ich hätte Sky auf seinem Weg, best möglich, unterstützen können. Als Team wären wir so aneinander gewachsen und hätten an Vertrauen und Zuversicht gewonnen.
Euer Uwe
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